Länderbeispiele Rohstoffe

Erdöl in Nigeria


Nigeria ist der achtgrößte Erdölexporteur der Welt und besitzt die größten Erdölvorkommen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. 600 Milliarden US-Dollar sollen schätzungsweise seit Beginn der Ölförderung vor 50 Jahren in Nigeria erwirtschaftet worden sein. Die Bevölkerung erreicht diese Beträge nicht. Die Ölförderung hinterlässt für sie in erster Linie ölverschmierte Landstriche. Die Bauern und Fischer bangen um ihre Lebensgrundlage, da das Öl die einst fischreichen Gewässer, das Ackerland und die Mangrovenwälder verseucht. Das Nigerdelta wird von 6000 Kilometern Ölpipelines durchkreuzt. Viele davon sind lange veraltet und porös. Durch Lecks und immer häufiger auftretenden Öldiebstählen, gelangten seit Beginn der Ölförderung in Nigeria Millionen Liter Öl ins Grundwasser und die Böden. 
Der Energierkonzern Shell, der im Land allein 40 Prozent des gesamten nigerianischen Öls fördert, beteiligte sich in der Vergangenheit zwar am Bau von Schulen und Krankenhäusern in den verseuchten Regionen, eine angemessene Entschädigung für die Bevölkerung und die unwiderruflich zerstörte Umwelt können diese finanziellen Schuldbekenntnisse jedoch nicht liefern.
Hinzu kommt, dass die Regierung in Nigeria zu mindestens 50 Prozent an den Gewinnen der Ölkonzerne beteiligt ist. Die Politik hätte die Möglichkeit, gewisse Umweltstandards in der Ölförderung einzufordern, jedoch sind die Machtstrukturen durch eine oft fragwürdige Regierungsführung und Korruption so undurchsichtig, dass diese Forderungen nicht durchgeführt werden. Außerdem kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit verschiedenen Rebellengruppen, die eine Gewinnbeteiligung an dem Rohstoffhandel fordern.


Nigeria zählt zu den zehn erdölreichsten Ländern weltweit. Trotzdem ist das Land und ein Großteil der Bevölkerung arm.
Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kreisdiagramm_erdoelreserven.svg&filetimestamp=20110926172548


Rohstoffabbau im Kongo


Besonders verheerend sieht die Lage in der demokratischen Republik Kongo aus, wo seit 1998 bereits mehrere Millionen Menschen im Kampf um Bodenschätze ums Leben gekommen sind.
Die DR Kongo verfügt über rund 80% der weltweit bekannten Reserven an Coltan, 34% an Kobalt, 25% an Tantal, 7% an Zinn, 6% der Reserven an Kupfer und 25% an Diamanten. Damit ist sie ein beliebtes Investitionsziel für Rohstoffunternehmen aus dem Ausland.
Obwohl die Nachfrage nach Bodenschätzen auf dem internationalen Markt sehr hoch ist, profitieren die Einwohner nicht von ihnen, im Gegenteil, oftmals verschlimmert der Rohstoffabbau sogar ihre Lebensbedingungen. Die schwerwiegendsten Probleme sind die prekären Verhältnisse rund um den Bergbau der Kleinschürfer («Mines artisanales»), die Arbeitsbedingungen in den Minen selbst und die Auswirkungen auf die Gemeinden in deren Umgebung. Die Gesundheits-, Sicherheits- sowie Hygienemaßnahmen sind häufig mangelhaft. Ohne Schutzkleidung, teils barfuß, mit unzureichenden Hilfsmitteln graben die einheimischen Arbeiter Tunnel und Löcher. Um in die Minen abzusteigen, müssen sie riesige Schutthalden durchsteigen, in denen Erdrutsche und Steinschläge drohen. Dementsprechend häufig kommt es zu Unfällen. Dabei verfügen viele Arbeiter über keine Krankenversicherung. Diese prekäre Sicherheitslage in den Minen wird durch die Tatsache verschärft, dass die Mehrzahl der Beschäftigten ohne feste Verträge arbeitet und entsprechend weniger ausgebildet ist. Einige Unternehmen zahlen zudem nur einen Hungerlohn von umgerechnet 15 Dollar pro Monat. Auch darüber hinaus kümmern sie sich weitestgehend nicht um festgelegte Arbeitsgesetze und nehmen ihre soziale Verantwortung nicht wahr. Häufig mangelt es an Infrastruktur, sprich Straßen, Schulen, Krankenhäuser usw. Das Problem der Kinderarbeit in und um die Minen ist weit verbreitet. Doch bleibt es in der demokratischen Republik Kongo nicht bei der Kinderarbeit. Viele Jahre lang wurden die bestehenden Konflikte um Coltan, Diamanten, Gold, Kupfer und Kobalt auf dem Rücken von Kindersoldaten ausgetragen. Dabei beziehen nicht nur die verschiedenen Rebellengruppen Kinder als Soldaten ein, sondern auch die offizielle Regierung rekrutiert Kinder in ihre Armee. Zwischenzeitlich hatten sich die Konflikte vor allem um Coltan beruhigt, da der Weltpreis für den Rohstoff sank. Doch inzwischen herrschen besonders im rohstoffreichen Osten des Landes wieder schwere Kämpfe.
Auch die Umweltbelastungen, die sich aus dem Bergbau ergeben sind teilweise gravierend. Wasser, Luft und Böden sind stark belastet, was zu gesundheitlichen Schädigungen, wie Blutarmut, Diabetes, Nierenproblemen oder Unfruchtbarkeit führen kann.
Auch auf soziokultureller Ebene lassen sich in Gebieten, in denen Rohstoffe gefördert werden, erhebliche Veränderungen feststellen. Bestehende soziale Strukturen zerfallen durch die erhöhte Migration und Landflucht. Die Konflikte zwischen Gemeinden um verminderte Ressourcen gehen einher mit einer erhöhten Prostitutions- und HIV/AIDS Rate, die extreme Armut der Bevölkerung mit leeren Versprechungen seitens der Rohstoffkonzerne. Informationen über bevorstehende Veränderungen werden nur unvollständig verbreitet und die ökonomischen Perspektiven für junge Menschen schwinden zunehmend, so dass illegale Geschäfte im Bereich des Rohstoffhandels ansteigen.



Diamanten in Sierra Leone

In Sierra Leone kam es von 1991 bis 2002 aufgrund des Diamantenhandels zu einem Bürgerkrieg. Finanziert wurde dieser Konflikt durch die Rebellenbewegung „Revolutionary United Front“ und der Regierung. Die Kriegsökonomie konnte bestehen, weil internationale Diamantenkonzerne gewinnbringende Geschäfte machten. Während die Diamanten an die Unternehmen billig verkauft wurden, erhielten die Rebellen im Gegenzug Waffen zu günstigen Preisen. Die Förderung von Diamanten hinterlässt soziale und ökonomische Folgen, die nutzbaren Flächen schrumpfen, so dass die Bevölkerung immer stärker auf die Arbeit in den Minen angewiesen ist.

http://www.medico.de/themen/krieg/rohstoffe/dokumente/der-stoff-aus-dem-kriege-sind/48/


Um dem Fortbestehen des Bürgerkriegs durch den Handel mit Konfliktdiamanten entgegen zu wirken, strebten Regierungen verschiedener Länder, die Diamantenindustrie und einige Nicht-Regierungsorganisationen Ende der 1990er Jahre den fairen Handel mit Diamanten an.
Aus diesem Bestreben entstand das seit 2003 in Kraft gesetzte Kimberley-Prozess-Zertifikations-system (KPCS). Über 70 Länder weltweit haben sich gegenwärtig dem KPCS angeschlossen, was die Mitgliedsländer dazu verpflichtet, dem Geschäft mit Blutdiamanten entgegenzuwirken, indem sie ausschließlich mit zertifizierten Diamanten Handel betreiben und dies durch umfassende und strenge Kontrollen überprüfen lassen.
Diamanten sollen nun nicht mehr nur auf die „vier Cs“, also Cut (Schliff), Colour (Farbe), Clarity (Reinheit), Carat (Karat=Gewicht) überprüft werden, sondern auch ein fünftes C erfüllen: Conflictfree (Konfliktfrei). Doch obwohl es dieses Zertifikat zur Beendigung des Handels mit Konfliktdiamanten gibt, erlegt das Abkommen keine Regel zu Menschenrechtsverletzungen. Noch heute arbeiten manche Förderer bei der Gewinnung von Diamanten unter unmenschlichen Bedingungen.
Das Netzwerk aus afrikanischen und europäischen Nicht-Regierungsorganisationen Fatal Transactions fordert deswegen dazu auf, dass auch die Arbeitsbedingungen kontrolliert werden. Denn nicht nur die Diamanten, die durch Rebellen kontrolliert werden, sind konfliktbehaftet. Ziel der Organisation ist es, aus fatalen Transaktionen faire zu machen. Aktuell hat sich der Handel mit Konfliktdiamanten durch den Kimberley-Prozess von 7-14 Prozent auf unter 1 Prozent reduziert.

http://www.rohstoffgerechtigkeit.de/wp-content/uploads/2008/11/faktenblatt_rohstoffe.pdf
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/RegionaleSchwerpunkte/Afrika/wirtschaftEZ/KimberleyProzess_node.html