Coltan
Coltan – Der (Roh-) Stoff, aus dem das Handy ist

Coltan ist ein Erz aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Der Wirtschaftsname Coltan kürzt den Namen des Columbit-Tantalit-Erzgemisches ab, als das es in der Natur vorkommt. Genau genommen ist Coltan ein Gemisch mehrerer, nur aufwendig zu unterscheidender Mineralien. Von Interesse ist Coltan aber hauptsächlich wegen der Metalle Tantal und Niob, die in der Natur nicht in gediegener (reiner) Form, sondern vielfach in Verbindung mit Mineralen der Tantalit-Reihe zu finden sind.


Vorkommen und Verwendung

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg war die Technik so weit entwickelt, dass Tantal industriell genutzt werden konnte. Mit dem rasanten Wachstum der Mikroelektronik mit Internet, PCs und Mobiltelefonen, ist auch die wirtschaftliche Bedeutung des Coltans enorm gestiegen. Denn die in ihm enthaltenen Metalle Tantal und Niob sind aufgrund ihrer besonderen chemischen Eigenschaften wichtige Baumaterialien für elektrische Kondensatoren. Diese machen zwar nur rund  0,04 Prozent des Gewichtes eines Mobiltelefons aus, finden aber in nahezu allen elektronischen Geräten Anwendung, sodass Tantal einen wichtigen Grundstoff elektronischer Geräte darstellt. Auch in der Medizintechnik, der Solarbranche und nicht zuletzt beim Bau von Raketen oder Kernkraftwerken findet Tantal in den westlichen Industrieländern Anwendung. Dabei sind besonders seine doppelt so hohe Dichte, Haltbarkeit und Biegsamkeit wie Stahl und seine Schmelztemperatur von knapp 3000 Grad Celsius von großer Bedeutung. Der weitaus größere Markt aber bleibt die Verwendung in kleinen, leistungsfähigen Kondensatoren für Elektrogeräte der Computer- und Kommunikationstechnologie so zum Beispiel bei der Produktion von Digitalkameras, Spielekonsolen und Laptops. Hierfür ist Tantal in Form von feinem Pulver unersetzlich, weil sich bisher nur mit diesem Rohstoff immer kleinere Bauteile herstellen lassen, die trotzdem lange halten und wenig Strom verbrauchen.

Coltan aus der Demokratischen Republik Kongo, Foto: Responsible Sourcing Network/ Flickr.com

Das Institut der deutschen Wirtschaft stuft heute sowohl Tantal als auch Niob in ihrer künftigen Verfügbarkeit als „besonders kritische“ Rohstoffe ein: Die Vorkommen konzentrieren sich auf wenige Lagerstätten und die Rohstoffe werden weltweit nur von wenigen Unternehmen gewonnen und verkauft. Hinzu kommt, dass diese Metalle nur schwer oder gar nicht durch andere ersetzbar sind.

Wichtige Coltanlagerstätten befinden sich in Zentralafrika, Australien, Brasilien und Kanada. Der Coltanabbau in Zentralafrika konzentriert sich auf die Kivusee-Region, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo liegt. Jährlich werden knapp 2000 Tonnen des Erzes gefördert. In den Bergwerken gewinnen die Arbeiter durch Nasssiebung und Schweretrennung Material, dessen Tantalitanteil rund 45 Prozent beträgt.

Das Gebiet rund um den Kivusee im Kongo gehört zu den Hauptförderregionen von Coltan. Häufig ist der dort zu findende Rohstoff mit radioaktiven Elementen und Zinnerzen versetzt. Allein 2008 wurden dort 383 Tonnen des Minerals gefördert. Das entspricht etwa einem Drittel aller Erzeugnisse. Noch immer sollen sich etwa 80 Prozent des weltweit vorhandenen Coltans im Boden des zentralafrikanischen Staates befinden, was dessen Bedeutung für westliche Produktionsfirmen verschiedenster technischer Produkte vergrößert.

Quellen:
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=hi&dig=2009%2F07%2F04%2Fa0025&cHash=7c462a5def

Coltan in Afrika: Herausforderungen und Schwierigkeiten

Der Abbau des Rohstoffes Coltan führt besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern zu erheblichen Konflikten im politischen und gesellschaftlichen Bereich. Offensichtlich bestehen Zusammenhänge zwischen der Verknappung von mineralischen Rohstoffen, dem damit verbundenen Konfliktpotenzial und den Ressourcenmanagementstrategien der Industrieländer: Die steigende Nachfrage nach seltenen Mineralien wie Coltan unterstützt die Konflikte am Ort der Rohstoffgewinnung und –bearbeitung. In Australien, Kanada und Brasilien erfolgt der Rohstoffabbau fast ausschließlich auf industriellem Wege. In der Demokratischen Republik Kongo, wo noch immer die größten Vorkommen dieses Rohstoffes lagern, ist man jedoch weit entfernt von strukturellem Abbau und gerechter Gewinnverteilung. Die Menschen arbeiten dort meist unter schwierigen Bedingungen und in schlecht gesicherten Minen. Dabei werden einfache Gerätschaften oder auch die bloßen Hände benutzt, um Stollen zu graben und die Erze abzubauen. Oft graben die Bergleute bis zu sechs Meter tief. Nicht selten kommt es dabei zu Unfällen, wenn beispielsweise Stollen einstürzen oder die Löcher mit Wasser volllaufen. Der beim Abbau entstehende Mineralstaub belastet die Lungen der Arbeiter. Unter den Minenarbeitern befinden sich häufig auch Kinder, die sich in den Minen Gefahren aussetzen.

Der Teil der Bevölkerung, der für den direkten Abbau verantwortlich ist, wird oftmals nicht ausreichend bezahlt und die Gewinne kommen Zwischenhändlern oder Rebellengruppen zugute. Dabei sind viele der Minenarbeiter eigentlich Bauern und verlassen ihr Land, um im Bergbaugeschäft mehr Geld zu verdienen.

Neben den Auswirkungen des Rohstoffabbaus und -handels auf der politischen und sozialen Ebene bringt der Abbau des Rohstoffes Coltan auch ökologische Probleme mit sich: kleinere und mittlere Bäche werden umgeleitet, um mit Hilfe des Wassers Erz aus herausgehauenem Grubengestein zu filtern. Dies erhöht die Gefahr der Erosion und verursacht zudem Störungen in der Gewässerökologie und die Verschmutzung der Bäche. Eine weitere Konsequenz ist die irreparable Schädigung von Waldgebieten und die damit einhergehende Vernichtung der Lebensräume für Gorillas.

So sind im Kahuzi-Biega-Nationalpark (im Osten der Demokratischen Republik Kongo, an der Grenze zu Ruanda) die östlichen Flachlandgorillas sowie die Berggorillas stark bedroht. Da die Nachfrage nach Coltan stetig wächst, stoßen die Bergarbeiter immer weiter in die Rückzugsgebiete der Gorillas vor und vernichten somit deren Lebensraum. Neben der Zerstörung ihres Lebensraumes wird aber auch Jagd auf die Menschenaffen selbst gemacht, da sie zur Fleischversorgung für die Minenarbeiter dienen. Der Artenreichtum an Tieren ist inzwischen stark zurückgegangen.

Coltan aus der Demokratischen Republik Kongo, Foto: Responsible Sourcing Network/ Flickr.com

Quellen: 
http://www.geolinde.musin.de/afrika/html/afr_coltan_medico.htm
http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=1244242,day=1,week=7,year=2011.html



Coltan in der Demokratischen Republik Kongo

Rund 80 Prozent der weltweiten Vorkommen an Coltan lagern in der Demokratischen Republik Kongo.
Die Einnahmen des internationalen Exports der sogenannten Konfliktmineralien aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo trugen zur Finanzierung des jahrzehntelangen Bürgerkriegs dort bei. Erst 2008 wurde der Bürgerkrieg offiziell für beendet erklärt. Trotzdem ist die Lage im rohstoffreichen Osten des Kongo noch immer angespannt und von Instabilität und Rebellenübergriffen geprägt. Um das Jahr 2000 erlebte die Nachfrage nach Tantal und damit nach Coltan einen bis dahin unbekannten Höhepunkt. Zwischenzeitlich war der Rohstoff auf dem Weltmarkt teurer als Silber. Der Coltan-Boom und die zunehmend kriegerischen Auseinandersetzungen im Kongo fielen mit der steigenden Beliebtheit von Spielekonsolen und Handys zusammen. Während sich die Industrienationen mit Computerspielen und Mobiltelefonen eindeckten, profitierten die Kriegstreiber im Kongo von der großen Nachfrage nach Coltan. Im Jahr 2000 war die DR Kongo mit einem Anteil von 11,3 Prozent an der globalen Tantalproduktion drittgrößter Produzent. International kam es in den Jahren vor Kriegsende vermehrt zum Aufruf, den Import von Coltan aus dem Kongo und den benachbarten Ländern Uganda und Ruanda zu verbieten, um die Finanzierung des Bürgerkrieges und diesen somit zu stoppen. Denn obwohl weder Uganda noch Ruanda eigene Vorkommen an Coltan haben, exportierte Ruanda 1998 über 250 Tonnen des Rohstoffes. Dies macht klar, dass die Nachbarstaaten des Kongo sich an der Situation des Landes und fehlenden Kontrollinstanzen bereichern. Die Kontrolle und Ausbeutung von Diamanten, Gold, Kupfer, Kobalt und Coltan spielten in diesem Krieg somit eine tragende Rolle.

Im Rahmen der Förderung von Coltan treten neben dem Bürgerkrieg auch andere Begleiterscheinungen auf. Zwangsarbeit, Landraub und Kinderarbeit sind Themen, die im Zusammenhang mit dem Coltanabbau in der Demokratischen Republik Kongo zu nennen sind. Die sozialen Veränderungen durch den Coltan-Boom waren in dem zentralafrikanischen Staat besonders groß. Anders als in Industrieländern wie Kanada oder Australien, wo der Abbau strukturiert und industriell erfolgt, erhoffte sich durch den kleingliedrigen Abbau im Kongo auch die Bevölkerung, finanziell vom Coltan-Rausch zu profitieren. Der Bürgerkrieg hatte das wirtschaftliche und politische System so sehr geschwächt, dass kein staatlich reguliertes Abbausystem vorhanden war. Jeder konnte Coltan selbst abbauen. Professionelle Händler vermittelten den Verkauf des abgebauten Coltans und hielten die Bezahlung der Bergleute sehr niedrig, während die Preise auf dem Weltmarkt stiegen.

Die Minenarbeiter selbst können die geförderten Rohstoffe kaum selbst verkaufen, da sie weder über die technische noch die ökonomische Infrastruktur verfügen, und so keinen Zugang zu freien Rohstoffmärkten finden. Händlern vor Ort gibt dies die Möglichkeit, die Preise für den Rohstoff noch stärker vorzuschreiben.

Auch in der Demokratischen Republik Kongo waren viele der Bergarbeiter eigentlich Bauern, die ihr Land und die Bewirtschaftung zugunsten des Bergbaus verließen. Vielerorts liegt die Landwirtschaft daher in den Händen der kongolesischen Frauen. Andere Felder werden gar nicht mehr bewirtschaftet und liegen brach, was die Nahrungsmittelknappheit vorantreibt und einen Anstieg der Lebensmittelpreise zur Folge hat. 

Coltan aus der Demokratischen Republik Kongo
, Foto: Responsible Sourcing Network/ Flickr.com

Quellen:
http://www.kongo-kinshasa.de/kommentar/kom_059.php

Prognosen und Ansätze

Um dem Bürgerkrieg schrittweise entgegen wirken zu können, entwickelte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover als Herkunftsnachweis für Coltan einen so genannten „Fingerabdruck“. Dabei wurden Coltanproben aus Lagerstätten gesammelt und die Zusammensetzung dieser Proben in einer Datenbank zusammengefasst. Somit kann vermieden werden, dass der Rohstoff weiterhin aus der Krisenregion im Kongo bezogen wird, da über dieses Verfahren die Ursprungsmine ermittelt werden kann. Frank Melcher, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover:
"Der Abgleich der „scharfen Probe“ mit der Datenbank sagt uns nur, ob das Material aus einer bestimmten Mine stammt, und nicht, ob diese Mine konfliktfrei ist. Wir sind zum Glück nicht alleine, wir haben die belgische Initiative (IPIS), die kongolesischen Behörden und die UN-Truppe der MONUSCO, die kartieren den Status Quo der Minen im dreimonatigen Abstand. Sie prüfen die Besitzverhältnisse und die Sicherheitslage in den Minen und zeigen auf, welche Gruppe gerade die Mine kontrolliert oder ob ein freier Zugang besteht. Sollte aber die kongolesische Armee diese Mine befreien und sie damit in legalen Besitz bringen, gehen wir davon aus, dass die Probe kein Konfliktmineral mehr ist."
(Quelle: http://www.vice.com/de/read/der-blutige-fingerabdruck-von-coltan)

Durch die insgesamt 650 Proben von 230 Standorten aus 36 Ländern lässt sich sicher bestimmen, woher der Rohstoff stammt. Viele IT-Hersteller und Mobilfunk-Unternehmen wie Apple, Intel, Nokia und Sony haben sich bereits entschlossen, einen Nachweis für die saubere Produktion des Coltans zu verlangen. Doch nur die von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe entwickelte Methode kann eine sichere und unabhängige Kontrolle garantieren, allerdings nimmt deren Um- und Durchsetzung bisher noch viel Zeit in Anspruch. Die Arbeit des belgischen Instituts IPIS (International Peace Information Service) konzentriert sich auf die drei Schwerpunkte Waffenhandel, Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und gemeinsame soziale Verantwortung in Subsahara Afrika. Das Forschungsinstitut sammelt nicht nur Informationen vor Ort, sondern bietet in einem aufbauenden Schritt Handlungsorientierungen für die Bundesanstalt in Form von Berichten und Beratung.

Des Weiteren sollte der Abbau von Coltan unter kontrollierten Bedingungen, wie in Australien und Brasilien, verstärkt angestrebt werden. Mit dem Entschluss wichtiger Großkonzerne, nur noch Erze aus diesen Ländern zu beziehen, würde eine wichtige Einnahmequelle der Rebellen im Kongo wegfallen. Auf der anderen Seite spricht gegen einen kompletten Boykott, dass viele der Familien im Kongo in ihrem Einkommen vom Export der Rohstoffe abhängig sind. Ein Schritt in die richtige Richtung für KonsumentInnen: Es besteht die Möglichkeit, sich bei Mobil-Konzernen zu informieren und nachzufragen, ob das eigene Mobiltelefon Coltan enthält.
Zudem gilt auch hier ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Konsumverhalten: wer nicht auf das Handy verzichten und dennoch dem illegalen und ausbeuterischen Handel mit Coltan entgegenwirken will, sollte sich nicht jährlich ein neues Gerät kaufen.
Zudem bieten deutschlandweit viele Zoos im Rahmen der europaweiten Kampagne EAZA zum Schutz von Menschenaffen für ihre Besucher die Möglichkeit, ihre alten Mobiltelefone zu spenden. Durch das Recyceln der Handys wird Tantal gewonnen, das so wieder für die Produktion zur Verfügung steht.

Coltan aus der Demokratischen Republik Kongo,
Foto: Responsible Sourcing Network/ Flickr.com

http://www.nachhaltigkeitsrat.de/news-nachhaltigkeit/2010/2010-03-18/chemischer-fingerabdruck-gegen-illegalen-handel-mit-rohstoff-coltan/
http://www.entwicklungspolitik-online.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5720:neuer-coltan-boom-bedroht-gorillas-im-kongo&catid=99:topnews , Mehlmann, P. T.; Steklis, H. D.; Stoinski, T. S. (2008): Conservation in the 21st Century. Gorillas as a Case Study. New York.


Weitere Infos zum Thema:

Film: „Blood in the mobile“ Trailer