Uran
Der Energielieferant Uran

Uran – ein radioaktiver Rohstoff, der aufgrund der eingetretenen Kernschmelze in Reaktor 2 im Atomkraftwerk (AKW) in Fukushima (Japan) in aller Munde ist. Uran zählt neben Erdöl, Kohle und Erdgas zu einem der wichtigsten Energieträger. Im natürlichen Zustand kommt es nicht als reines Element vor, sondern stets in Verbindung mit sauerstoffhaltigen Mineralen. Derzeit werden jährlich etwa 40.000 Tonnen Uran gefördert. Die Hauptlager befinden sich in den USA, Kanada, Australien, Kasachstan, der Ukraine, Usbekistan, Brasilien, Russland und einigen Staaten Afrikas. Den größten Anteil an der 2007 geförderten Menge Uran hatten Kanada mit rund 9.500 Tonnen und Australien mit 8.500 Tonnen. Die Menge, die für die weltweit 439 Atomkraftwerke benötigt wird, übersteigt die geförderte Menge allerdings bei Weitem. Etwa 68.000 Tonnen Uran werden jährlich aufbereitet und in Brennstäben verwendet, davon werden etwa 60 Prozent durch den Abbau gedeckt. Im Moment ist es noch möglich, diese Differenz zwischen der geförderten und benötigten Menge durch Reserven aus Lagerstätten und wiederaufbereitetem Uran auszugleichen. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2030 durch den Neubau von Kernkraftwerken zwischen 90.000 und 120.000 Tonnen Uran jährlich gebraucht werden. Im AKW wird das Metall in Form von Brennstäben verwendet, stellt aber im Fall einer Kernschmelze – wie sie kürzlich in Japan eintrat – eine Gefahr für den Menschen dar. 

Doch nicht nur im genannten Ausnahmefall, sondern auch beim täglichen Abbau des Metalls, das als besonders saubere Stromquelle gilt, bestehen Risiken für den Menschen und die Umwelt. Die Bevölkerung wird durch die radioaktive Strahlung des Urans direkt belastet. Daneben wird bei der Produktion auch CO2 freigesetzt. Als indirekte Belastung durch den Abbau des Metalls zählen zum Beispiel die Zwangsvertreibung der Bevölkerung, die mit der Erschließung neuer Gebiete für den Uranabbau einhergeht, und die Ausbeutung der Wasserreserven des Gebiets. Beim Abbau und der Anreicherung werden täglich enorme Wassermengen benötigt, was zum Auftreten von Dürreperioden führen kann. Die Menschenrechte der Bewohner rund um die Abbaugebiete leiden also auf verschiedene Weisen unter dem offenen Tagebau, dem Bergbau und der chemischen Auslaugung zur Urangewinnung. Nahezu überall auf der Welt geht der Uranabbau mit Menschenrechtsverletzungen einher. 
Die steigende Nachfrage und der damit einhergehende Anstieg des Uranpreises führen noch immer zu einer Verstärkung der Uranabbau-Tätigkeiten. Existierende Bergwerke sollen, wie es in Namibia der Fall ist, länger betrieben werden, andere Vorkommen werden jetzt wie im Niger verstärkt abgebaut und neue Vorkommen weltweit erkundet. Dieser neue Aufschwung im Bergbau bedroht viele Millionen Menschen in Afrika, die in Regionen leben, welche bisher noch nicht mit Bergbau oder Industrie in Berührung kamen. 


Die zehn Staaten mit der weltweit größten Uranförderung, vier davon allein in Afrika. (Stand: 2008) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a4/KarteUrangewinnung.png




Uranabbau in Afrika

Ein großer Teil der weltweiten Uranressourcen befindet sich in Afrika. Die größten Vorkommen gibt es dabei in Niger, Namibia und Südafrika. Doch auch in den Staaten Malawi, DR Kongo, Madagaskar, Sambia und Marokko wurde Uran gefunden. Die Förderung in Gabun wurde inzwischen eingestellt. Uran fällt auch bei der Förderung von Goldabbau in Südafrika, bei Kupferminen in Sambia und bei der Gewinnung von Phosphatgestein in Marokko an.


Herkunft des Urans, das 2009 in die EU eingeführt wurde.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2009_EU_uranium_sources.png?uselang=de



Menschenrechtsverletzung im Niger

Eines der Länder, das sehr stark unter der Gewinnung des radioaktiven Schwermetalls leidet, ist Niger. Seit den 1960er/70er Jahren wird im Niger vor allem durch das französische Minenunternehmen Areva Uran abgebaut. Die Hälfte des Areva-Urans aus dem Niger stammt aus zwei Minen. Insgesamt wurde im Niger 2007 eine Menge von rund 3.000 Tonnen gefördert. Zudem steigt das Interesse am Uran des Niger weiterhin, da angenommen wird, dass sich dort noch weitere große Vorräte befinden.
Das Gestein, aus dem Uran extrahiert wird, bleibt letzten Endes als Abraum liegen und weist bis zu 80 Prozent der anfänglichen Radioaktivität auf. Dabei liegt die Urankonzentration oft bei nur 0,1 Prozent, was zur Folge hat, dass sehr viel Gestein abgebaut werden muss. Dabei entsteht etwa die tausendfache Menge Abraum. In der Stadt Akokan beispielsweise wurde Schutt aus den nahe gelegenen Uranminen zum Bau von Straßen verwendet. Bereits 2007 wurde durch ein unabhängiges Unternehmen festgestellt, dass das zum Bau verwendete Gestein, und damit die Straßen, radioaktiv belastet sind. Areva säuberte daraufhin die Straßen und erklärte die Gegend für strahlungsfrei. Die Menschen selbst ziehen keinen Nutzen aus dem Abbau und die Armut in dem Land konnte durch den Uranexport nicht vermindert werden. Stattdessen leidet die Bevölkerung unter den Folgen, die entstehen, wenn uranhaltiges Wasser oder der Abraum in Gewässer gelangt und somit das Trink- und Grundwasser verseucht. Aufgrund der dadurch entstehenden, oft tödlich verlaufenden Krankheiten verstärkt sich die Armut zunehmend. Mit den Gewinnen aus der Uranförderung wurden bisher weder die Gesundheitssituation, noch die Infrastruktur verbessert. Hinzu kommt, dass eine Uranmine von der Größe der Somair-Mine in Niger pro Tag rund 33 Millionen Liter Wasser verbraucht, und das mitten in der Wüste. Seit 2001 setzt sich deswegen die NGO Anghir in‘ Man (deutsch: Schutz der Seele), die von einem Tuareg gegründet wurde, für die Menschenrechte der Nigrer ein. Anghir in‘ Man ist mit vielen anderen NGOs vernetzt, die ebenfalls die Problematik erkannt haben, dass weder die Arbeiter noch die betroffene Bevölkerung vor der radioaktiven Strahlung geschützt werden. Außerdem achten die Unternehmen nicht darauf, ob das Wasser verseucht wird. Vier von fünf Gewässern weisen mittlerweile eine 7 bis 10fach höhere Belastung durch Radioaktivität auf, als es durch die Weltgesundheitsorganisationen (WHO) als zulässig gilt. Die NGOs wollen erreichen, dass die Korruption eingeschränkt wird und die Bevölkerung im Niger sich entwickeln kann, ohne weiterhin Menschenrechtsverletzungen und Armut einbüßen zu müssen.
Das Video von Greenpeace zur Situation in Niger zeigt, dass die Menschen einer unverantwortlich hohen Radioaktivität ausgesetzt sind. Radioaktivität kann Leukämie und Krebs hervorrufen und auch Auswirkungen auf ungeborene Kinder haben, sodass viele Neugeborene bereits mit Krankheiten auf die Welt kommen. Almoustapha Alhacen von Aghir in‘ Man will die Bevölkerung aufklären, da diese durch ihre Unwissenheit keine Angst vor dem weiteren Abbau von Uran hat.




Der Abbau von Uran in Namibia

In Namibia befindet sich die Rössing-Mine. Sie ist ein Urantagebau, der in den Klanbergen unweit des Khan-Riviers liegt. Mit über 9% der Uran-Weltproduktion (Stand 2009) ist die Mine der größte Urantagebau der Welt. Die Mine besteht seit den 1970er Jahren als Namibia noch von Südafrika besetzt war.


Die Grube der Rössing-Mine bei Swakopmund

Durch den Regierungswechsel und die abwechselnde Zuständigkeit für das Gebiet rund um die Mine kam es dazu, dass Vorschriften geändert und Risiken teils unterschiedlich behandelt wurden. Seit über 30 Jahren wird in der Rössing-Mine ohne jegliches Strahlenschutzgesetz Uran abgebaut. Die Natur und Einwohner rund um die Mine sind hoher, radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Durch die Sprengungen entsteht ein Staubpilz über dem Tagebau, der radioaktiven Staub in der Umgebung ablädt. Zur Bekämpfung dieses Staubs und zur Verarbeitung des Gesteins werden rund 800.000 Kubikmeter Wasser pro Monat benötigt. Diese Menge entspricht in etwa dem Verbrauch der Landeshauptstadt Windhoek. Das Wasser wird durch Anzapfen der episodischen Gewässer Riviere Khan, Swakop und Kuiseb gewonnen. Diese Entnahme von Grundwasser hat wiederum weitreichende Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna. Vom Uranabbau und dessen Folgen ist besonders der Stamm der Topnaar-Nama, die im Gebiet rund um die Mine leben, betroffen. Ihr Lebensraum wird durch die Rössing-Mine und eine weitere sich in Planung befindliche Mine bedroht. Die Minen benötigen Wasser, das die Topnaar zum Leben brauchen, und von ihnen gejagte Tiere sterben aus.
Da für den Abbau in der Rössing-Mine kein Strahlenschutzgesetz vorliegt, ist das Volk der Topnaar kontinuierlicher Strahlung ausgesetzt. Doch die Proteste der Topnaar hat die namibische Regierung bisher ignoriert und auch deren rechtmäßigen Führer erkennt sie als Vertreter nicht an. Somit ist das Volk der Topnaar-Nama einer der vielen vom Bergbau in seiner Existenz bedrohten Stämme Afrikas.




Uran in Südafrika

Auch in Südafrika läuft die Uranförderung nicht ohne Komplikationen und Umweltverschmutzung durch radioaktiven Müll ab. In der Palabora-Mine, die der britischen Firma Rio Tinto Zinc. gehört, werden Kupfer und Uran abgebaut. Die dortigen "Townships" sind von radioaktiven Yellow-Cake-Hügeln umgeben. Kinder und Erwachsene klettern ungeschützt und unwissend darauf herum und setzen sich dadurch einer stark gesundheitsgefährdenden radioaktiven Strahlung aus. Der Regen spült den atomverseuchten Dreck in die Flüsse, von denen Menschen, Tiere und Pflanzen leben. Die häufigsten Krankheiten, die dadurch in der Bevölkerung aufkommen sind Tuberkulose, Kehlkopf-, Augen-, Knochen- und Nierenerkrankungen sowie verschiedene Krebsarten. Problematisch ist, dass die Uranmine Haupt-Arbeitgeber der Region ist und die Bevölkerung somit in ihrem Einkommen von der Mine abhängig ist. Die Politik der Palabora verfährt nach dem Prinzip "Teile und herrsche": In den Townships hat sie beispielsweise ein großes Krankenhaus ausschließlich für Minenarbeiter und deren Angehörige errichtet. Die Ärzte geben allerdings keine Informationen über die Erkrankungen der Patienten an die Öffentlichkeit.
Seit kurzem steht Südafrika vor einer weiteren atomaren Gefährdung, dem "nuclear Highway". In den nächsten zehn Jahren sollen 80 Schiffe mit Ladungen von Plutonium und Uranbrennstoff von Europa über das Kap der Guten Hoffnung nach Japan fahren. Die Tatsache, dass ein Schiff der BNF (British Nuclear Fuels) 1999 gefälschte Sicherheitspapiere enthielt, dient dabei nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme. An Bord war genug Plutonium für 60 Atombomben.

Weitere Infos zum Thema:

Film
: Yellow Cake – Die Lüge von der sauberen Energie, 2010, Regisseur: Joachim Tschirner
http://www.yellowcake-derfilm.de/

Zum Weiterlesen:

„Uran gibt es reichlich, aber die Förderung ist schwierig“:

„Uranabbau in Afrika“: