Klimawandel und Fischerei
Durch steigende Temperaturen ist der Lebensraum vieler Fischarten in den großen Seen bedroht.
So werfen die Fischer am Viktoriasee immer öfter vergeblich ihre Netze aus. Aufgrund der gestiegenen Seetemperatur wird ein dramatischer Rückgang der Fischbestände erwartet und ist bereits heute zu verzeichnen.

Zum Beispiel Viktoriasee schreibt die taz (Marc Engelhardt ) in ihrem Artikel „Heiß, zu heiß“ vom 30.11.2007
„...Über die steigende Temperatur klagt auch Peter Mireri von der Umweltgruppe Freunde des Viktoriasees. Nur dass hier in Uganda die Auswirkungen andere sind. Mireri steht am Anfang eines langen Steges, gut 150 Meter ragt der in den Viktoriasee hinein. "Hier, wo wir jetzt stehen" sagt er, "haben wir noch vor drei Jahren unsere Boote vertäut." Er zeigt zum Ende des Stegs: "Inzwischen mussten wir den Steg bis da hinten verlängern!"

Nach drei Jahren Dürre hat es in diesem Jahr am Viktoriasee erstmals wieder geregnet, doch der Pegel ist kaum gestiegen. Die Trockenheit macht dem größten See Afrikas schwer zu schaffen: zu siebzig Prozent speist er sich aus Regenfällen, wichtige Zuflüsse gibt es kaum, erklärt Mireri. "Und weil es jetzt auch noch wärmer geworden ist, verdunstet das Wasser wieder stärker."

Der Umweltaktivist ist sich sicher, dass das Sinken des Pegels einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass es immer weniger Fische im See gibt. Vor allem die Laichplätze litten unter der Klimaerwärmung. "Der in den Uferzonen abgelegte Laich wird so warm, dass die Fische nie schlüpfen." Deshalb bleiben die Netze der wenigen, die noch von Kisumu aus in See stechen, oft leer.

Fischer Nicholas und sein Bootsmann brauchen jeden Tag acht Stunden, um ihre am Abend zuvor ausgelegten Netze zu kontrollieren. Früher, erinnert sich Nicholas, verfingen sich in den Netzen große Tilapiafische, "und auch Viktoriabarsche". Das ist längst vorbei. Der Viktoriabarsch, in den Sechzigerjahren im See ausgesetzt, hat sich massenhaft vermehrt und dafür gesorgt, dass andere Fischarten ausstarben. Heute gibt es hier fast nur noch den Viktoriabarsch, der Fisch wird in den zahllosen Fabriken am Ufer filetiert und gleich nach Europa weiterverkauft.

Als Nicholas am Abend festmacht, kann er den wartenden Zwischenhändlern gerade mal dreißig kleine Fische anbieten. Drei Euro hat er heute verdient. Weil es zu wenig Fische gibt, verrotten im einst größten Fischereihafen von Kisumu die Boote. Verlierer sind aber auch die Bewohner Kisumus, die sich ihren eigenen Fisch immer seltener leisten können: Der Preis hat sich binnen zwei Jahren vervierfacht. Am Straßenrand werden stattdessen Fischgräten gewaschen, die bei der Filetierung des Nilbarschs übrig bleiben. Sie werden getrocknet und dann in heißem Fett ausgebacken. Was übrig bleibt, wird mit scharfer Soße gegessen oder zu Suppe verarbeitet. Mehr gibt der See für seine Anrainer nicht mehr her.

"Natürlich ist der Klimawandel nur ein Faktor von mehreren", sagt Umweltaktivist Mireri. Überfischung, Ablassen des Wassers in Kraftwerke auf der ugandischen Seite und andere Faktoren spielten auch eine Rolle. "Aber der Klimawandel kommt oben- drauf, verschlechtert die ohnehin schlimme Lage und gibt dem See den letzten Rest."...

Dokumentarfilm der Heinrich-Böll-Stiftung Stiftung der Kampagne Afrikas Stimme gegen den Klimawandel, der die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika verdeutlicht. Die Schirmherrschaft der Kampagne übernahm die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai. Autor: Marc Engelhardt,  Kamera: Leila Knüppel

An den Küsten werden zahlreiche Mangrovenwälder und Korallenriffe zerstört, was nicht nur für die Fischerei negative Folgen hat.
...“Überall dort, wo Mangrovenwälder großflächig abgeholzt wurden, gingen die Erträge der Küstenfischerei drastisch zurück, denn eine hohe Zahl wirtschaftlich wichtiger Fischarten pflanzt sich in den Mangroven fort und ohne diese Rückzugsgebiete wird nicht nur diesen Fischpopulationen die Lebensgrundlage entzogen, sondern auch der Küstenbevölkerung. Mit dem Wald fällt zudem der natürliche Schutzgürtel gegen Stürme, Flutwellen, Überschwemmung und Erosion für die angrenzende Küstenregion.“...
aus   Mangroven – Lebenskünstler auf salzigem Grund


Weiterführende Informationen:



U.N.E.P Atlas der Tschadsees