Maßnahmen gegen den Klimawandel in Afrika
Die Erderwärmung scheint unvermeidbar und wird auch die nächsten Jahrzehnte voranschreiten, selbst dann, wenn ab sofort keine Treibhausgase mehr produziert würden.

Um so wichtiger ist es also, die anhaltende Erwärmung nicht weiterhin zu befördern und den Temperaturanstieg um nicht mehr als zwei Grad ansteigen zu lassen. Dann könnten die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermieden werden.
Eine Reduzierung des weltweiten Kohlendioxidausstoßes um 30% bis zum Jahre 2020 könnte dieses Ziel ermöglichen. Langfristig sollten die Treibhausgase global bis 2050 um mindestens 50% gesenkt werden. 

Hier stehen alle in der Verantwortung. Doch um diese Ziele zu erreichen sind radikale Maßnahmen erforderlich, die auf internationaler Ebene von allen Staaten und Gesellschaften getragen und umgesetzt werden. Hier sind vor allem die großen Industriestaaten in ihrer Vorreiter- und Vorbildfunktion in die Verpflichtung zu nehmen.

„Die Industrieländer sind die Hauptverantwortlichen für eine Entwicklung, bei der im Interesse kurzfristiger materieller Gewinne und einer ressourcenintensiven Lebensweise die ökologischen Begrenzungen missachtet wurden. Daher müssen nach dem Verursacherprinzip die für den Klimawandel verantwortlichen Länder, Unternehmen und Konsumenten für die Klimaschäden und die Kosten der Anpassung in den besonders betroffenen Entwicklungsländern aufkommen. Diese haben zudem – ergänzend zu ihren eigenen Anstrengungen – Anspruch auf Unterstützung beim Aufbau einer klimaverträglichen Energieversorgung. Dabei geht es nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit.“ Dazu die Klima-Allianz (Zusammenschluss von über 100 Organisationen, die sich für den Klimaschutz einsetzen) und ihre Forderungen an die internationale Klimapolitik.


Klimapolitik

Internationale Klimapolitik

Seit 1955 treffen sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einmal im Jahr zur Weltklimakonferenz, um über entsprechende Maßnahmen zum Schutz vor weiterer Erderwärmung zu diskutieren.

Auf der 3. UN-Klimakonferenz 1997 in Japan wurden hierzu erstmals rechtlich verbindliche Handlungsziele und Umsetzungsinstrumente zur Verminderung der Treibhausgasemission, im sogenannten Kyoto-Protokoll, schriftlich festgelegt. Darin wurde festgelegt, wieviel CO2 jedes Land einsparen soll bzw. innerhalb eines Jahres höchstens produzieren darf. Vereinbart wurde, die Treibausgasemissionen im Zeitraum von 2008 bis 2012 um durchschnittlich 5,2% unter das Niveau von 1990 zu senken. 
Leider gibt es immer noch Länder, die sich nicht an die Bestimmungen halten, wie etwa China und die USA, die 2001 unter der Regierung George W. Bushs aus dem Abkommen ausgestiegen sind und sogar für 1/4 der CO2 Emission auf der ganzen Welt verantwortlich sind.

Auf der 17. UN- Klimakonferenz 2011 im südafrikanischen Durban, auf der sich 194 Staaten versammelten, wurde beschlossen das Kyoto-Protokoll, an dem sich 37 Industriestaaten beteiligten, fortzuschreiben. Kanada, Japan, Russland und Neuseeland sind zu diesem Zeitpunkt ausgestiegen. Die USA ist weiterhin nicht mit dabei. Daneben soll auch die Arbeitsfähigkeit des Grünen Klimafonds hergestellt werden. Der Grüne Klimafond, der 2010 auf der 16. UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún beschlossen wurde, soll die Entwicklungsländer beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Erderwärmung unterstützen – mit jährlich 100 Milliarden US-Dollar ab dem Jahr 2020.

Auf der 18. UN-Klimakonferenz 2012 in Katar am Persischen Golf wurde ein alle Länder umfassendes Klimaabkommen auf den Weg gebracht, das auch die Klimaziele von Nicht-Kyoto-Staaten erfassen soll. Dazu zählt neben den USA und China auch Indien. Es soll bis 2015 verabschiedet werden und ab 2020 in Kraft treten. Weiterhin haben sich 37 Staaten zu festen Treibhausgas- Reduktionszielen in der Verlängerung des Kyoto-Protokolls bis 2020 verpflichtet. Da die beabsichtigten Reduktionen insgesamt sehr niedrig sind, sollen die Länder bis 30. April 2014 ihre Klimaziele möglichst erhöhen. Die Industriestaaten Japan, Neuseeland und Russland haben im Kyoto-Prozess keine festen Klimaziele mehr. Kanada bleibt ausgetreten und auch die USA sind weiterhin nicht dabei. 

Obwohl die Kyoto-Länder nur 15 Prozent der weltweiten Treibhausgase ausstoßen, gilt der Vertrag als wichtiger Schritt, damit die anderen, knapp 160 sich nicht verpflichtenden Staaten, nachziehen.

Der nächste 19. UN- Weltklimagipfel 2013 wird vom 16.-17. November in Warschau, Polen stattfinden.


EU-Klimapolitik
Auch auf EU-Ebene sind verstärkte Anstrengungen für eine Minderung des Klimawandels notwendig. Das Klima-Paket der EU beinhaltet eine Reihe notwendiger Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Energiepolitik bis zum Jahr 2020. Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen der Union um 20 Prozent zu reduzieren (um 30 Prozent im Falle eines internationalen Übereinkommens), den Anteil erneuerbarer Energiequellen auf 20 Prozent zu steigern und die Energieeffizienz um 20 Prozent zu erhöhen. ->Das EU Klimapaket

Der Klimawandel ist aber auch Folge einer verfehlten Energiepolitik in den einzelnen Staaten, auf nationaler Ebene. Deutschland gilt vielen aufgrund seiner Energiewende als Vorbild, jedoch reichen auch hier die Maßnahmen noch nicht aus. Um einen weiteren Anstieg der Erderwärmung um 2% zu vermeiden, müsste der Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland bis zum Jahr 2050 um etwa 95% sinken im Vergleich zu 1990. Dies entspricht einem Verbrauch von unter 1/2 Tonne pro Kopf, im Vergleich zu momentanen 11 Tonnen. Der WWF zeigt mit seiner Studie "Modell Deutschland - Klimaschutz bis 2050. Vom Ziel her denken", dass diese Vision machbar wäre.
Die Forderungen der Klima-Allianz auf nationaler Ebene zur globalen Verantwortung sind hier einsehbar.
Deutschlands Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung wird von der gemeinnützigen Organisation Oxfam analysiert.

Lokale Klimapolitik in Afrika
Auch auf dem afrikanischen Kontinent haben sich Gruppen zusammengefunden, die mit verschiedenen Maßnahmen die Folgen des Klimawandels mildern wollen. Das ICLEI Afrika-Sekretariat (Local Governments on Sustainability) organisierte im Februar und März 2011  einen Kongress, an dem BürgermeisterInnen und lokale EntscheidungsträgerInnen von mehr als 50 afrikanischen Städten aus 25 Ländern teilnahmen. Unter dem maßgebenden Titel der Konferenz „Local Climate Solutions for Africa 2011“ erarbeiteten sie Vorschläge für den Umgang mit dem Klimawandel in Afrika. Sie appellieren damit an die internationale Gemeinschaft, ein gerechtes und umfassendes globales Klimaschutz-Abkommen zu schaffen. In ihrer Abschlussdeklaration fordern sie dazu auf, die Aktivitäten der afrikanischen Städte- oder Gemeindeverwaltungen als Schlüssel zu einer armutsorientierten Lösung der mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen zu betrachten. Die „African Mayors Climate Change Declaration"  wurde in die Beratungen des Klimagipfels der Vereinten Nationen 2011 in Durban eingebracht.


Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit


Anpassung an den Klimawandel ist eine Voraussetzung für entwicklungspolitische Fortschritte. Es geht dabei um weit mehr als die Finanzierung zusätzlicher Anpassungsprojekte in der Entwicklungszusammenarbeit. Anpassungsstrategien müssen sowohl auf nationaler Ebene in den afrikanischen Ländern selbst, als auch auf internationaler Ebene erarbeitet werden.
Im klimapolitischen Prozess auf UN-Ebene werden Least Developed Countries (LDCs) finanziell dabei unterstützt, sogenannte „Nationale Aktionsprogramme der Anpassung (NAPAs)“ zu erarbeiten. Die NAPAs sollen sich auf die dringlichsten und unmittelbarsten Anpassungsbedürfnisse fokussieren, bei denen eine weitere Verzögerung die Verletzlichkeit eines Landes erhöhen oder zu späteren höheren Anpassungskosten führen würde.  In vielen Ländern Subsahara Afrikas werden bereits NAPAs durchgeführt. In Sierra Leone wurde ein  Frühwarnsystem eingerichtet, das über Wetterumschwünge vorzeitig informiert. So kann die Arbeit in der Landwirtschaft angepasst werden, um Ernteausfälle zu verhindern. In Bildungsprojekten wurde die Bevölkerung über die Nutzung erneuerbarer Energiequellen (Solarenergie) aufgeklärt. Außerdem wurde der Schutz der empfindlichen Vegetation der Küstenregion verstärkt. Die Bevölkerung in den Entwicklungsländern muss in die Lage versetzt werden, sich besser gegen die Klimarisiken zu wappnen.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel. Seit einigen Jahren werden Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel erprobt und die Erfahrungen auf andere Projekte übertragen.

Projekte
Der Klimawandel rückt das Wassermanagement in den Fokus entwicklungspolitischer Arbeit.
Hier einige Projektbeispiele:

->Im Rahmen der Growth and Poverty Reduction Strategy werden der ländlichen Bevölkerung in Benin Methoden vermittelt, um bei der Landwirtschaft die immer knapper werdende Ressource Wasser nicht zu stark zu belasten.

->Nach der Flutkatastrophe in Mosambik im Jahr 2000 mit 800 Todesopfern wurde mit Hilfe der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) ein Disaster Risk Management aufgebaut, das sich bei einer erneuten Flut 2007 bewährt hat: Die Niederschlagsmengen und der Wasserstand der Flüsse werden nun regelmäßig gemessen. Die Informationen darüber werden mit Funkgeräten und Fahrradkurieren verbreitet. Bei Flutgefahr hisst man farbige Flaggen, qualifizierte Helfer verbreiten mit Megaphonen die Warnung, kritische Gebiete werden geräumt. Die  Menschen waren bei der Flut im Jahr 2007 vorbereitet und konnten sich in Sicherheit bringen. 

->Madagaskar ist der viertgrößte Inselstaat der Welt und durch seine Lage besonders von einem Ansteigen des Meeresspiegels bedroht. Schon jetzt zeigt sich der Klimawandel durch extreme Wetterveränderungen. Die Mehrzahl der BewohnerInnen der Insel lebt von der Landwirtschaft, die auf klimatische Veränderungen besonders sensibel reagiert. Hinzu kommt, dass die Artenvielfalt in Madagaskar zu einer der reichsten weltweit gehört. Diese zu schützen und den Ernteertrag der Menschen zu sichern, sind Ziele der Unterstützungsprojekte der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Klimaschutzmaßnahmen werden in Madagaskar u. a. durch Aufforstungsprojekte realisiert, die Bodenerosion verhindern sollen. 
Quelle: Website der Monatszeitschrift E+Z von Engagement Global (Hrsg.) (http://www.dandc.eu/de/article/klimawandel-madagaskar-hat-ein-recht-auf-internationale-unterstuetzung)

->Im Rahmen des Projekts „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ (http://www.service-eine-welt.de/klimapartnerschaften/klimapartnerschaften-start.html) werden Kooperationen zwischen Kommunen in Deutschland, lateinamerikanischen und afrikanischen Ländern gebildet. Ziel ist es, dass deutsche Kommunen mit Regionen und Kommunen in Entwicklungs- und Schwellenländern gemeinsame Handlungsprogramme zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung entwickeln. Derzeit bestehen 9 Pilotpartnerschaften mit Kommunen in Tansania, Ghana und Südafrika. Im Oktober 2012 fand das erste Vernetzungstreffen der afrikanischen Akteure im südafrikanischen Durban statt, wo ein Jahr zuvor der UN-Klimagipfel tagte. Eine Exkursion zu verschiedenen klimarelevanten Projekten in und um Durban bot den Teilnehmern Ideenanstöße für die Arbeit in der eigenen Kommune.


Was kann der Einzelne tun

Durch Energiesparmaßnahmen und Verhaltensänderungen kann jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen:

Verkehrsmittel
Ein Flug nach Teneriffa und zurück ist so klimaschädlich wie 1 Jahr Autofahren. Der Flugverkehr trägt mit etwa 8% zur globalen Erwärmung bei. Im Internet kann ausgerechnet werden, welche Belastung eine Flugreise oder im Vergleich eine Autofahrt für das Weltklima bedeuten und wie viel es kostet, eine vergleichbare Menge Klimagase in Klimaschutzprojekten einzusparen: 
atmosfair
myclimate  

Klimaticket
Da sich Fliegen nicht immer vermeiden lässt, kann man mit einem sogenannten "Klimaticket" den CO2-Ausstoß kompensieren. Hier gibt es verschiedene Anbieter. Ein Beispiel ist die Agenda 21-Partnerschaft Aachen-Kapstadt .

Haushalt
Klimaschutz beginnt im Haushalt! Auch ganz einfache Dinge im täglichen Leben können klimafreundlich gestaltet werden: Statt mit dem Auto kann der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad oder der Bahn zurückgelegt werden. Beim Einkaufen sollte man auf regionale Produkte achten, Waren aus biologischem Anbau kaufen und Nachfüllpacks bevorzugen, um unnötigen Müll zu vermeiden. Die 77 besten Klimaschutz-Tipps vom Naturschutzbund Deutschland e.V. ( Nabu ).


Weiterführende Links und Tipps

Germanwatch-Film "Die Rechnung"
In dem vierminütigen Beitrag "Die Rechnung" von Peter Wedel steht der
CO2-intensive Lebensstil eines Großstädters im Gegensatz zu den vom
Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen in Entwicklungsländern:
http://www.youtube.com/v/EmirohM3hac

Klima-Schutz-Index
Der Klimaschutz-Index ist ein Instrument, das mehr Transparenz in die internationale Klimapolitik bringen soll. Ziel ist es, einerseits den politischen und zivilgesellschaftlichen Druck auf diejenigen Länder zu erhöhen, die bisher noch keine ehrgeizigen Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen haben, und  andererseits Länder mit vorbildlichen Politikmaßnahmen herauszustellen. Anhand einheitlicher Kriterien vergleicht und bewertet der KSI die Klimaschutzleistungen von 58 Staaten, die zusammen für mehr als 90 Prozent des globalen energiebedingten CO2-Ausstoßes verantwortlich sind. 
zum download http://germanwatch.org/de/download/7161.pdf

Links:

Oxfam Deutschland
Germanwatch
Klima Allianz
KLIMARETTER Das Magazin zur Klima- und Energiewende